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Interview mit Frank Scheelen: Jeder hat Potenzial

Rolf Benzmann: Hier bei mir ist heute Frank Scheelen zu Gast. Er ist Unternehmer, er ist Buchautor und er ist sogar auch Rennfahrer. Und mit ihm werde ich darüber sprechen, wie man seine eigenen Potenziale entdecken und vor allem auch entwickeln kann. Und zu zwar vollkommen egal, ob du jetzt Mitarbeiter bist oder ob du auch Führungskraft bist.

Sie gehen hart ins Gericht - Herr Scheelen -mit den Führungskräften. Sie sagen viele sind eigentlich a) völlig unglücklich als Führungskraft und b) völlig ungeeignet. Warum das denn?

Frank Scheelen: Ja, in Deutschland besteht immer noch die Herausforderung, dass die meisten halt über Ihre Fachkompetenz automatisch Richtung Führung laufen. Und Fachkompetenz und Führungskompetenz haben überhaupt nichts miteinander zu tun. Und da setzen wir ganz gezielt an.

Rolf Benzmann: Die Leute sitzen im Home Office. Sie sind zum Teil frustriert, Ihnen fehlt irgendwie die Sinnhaftigkeit im Job aber letztendlich auch die Kollegen. Deshalb sind sie auch nicht mehr so loyal ihrem Arbeitgeber gegenüber und offen für etwas Neues. Du hast viel Fluktuation im Arbeitsmarkt. Ist das gut? Ist das schlecht? Oder ist das halt so, wie es ist?

Frank Scheelen: Die Welt hat die Überschrift gehabt „The Big Quit“. In USA Haben 5 Mio. Menschen im August gekündigt, die im Home Office sitzen, weil diese haben viel Zeit darüber nachzudenken, haben die emotionale Anbindung nicht. Das ist die Herausforderung auch für die Führungskräfte: Remote Führen. Wie bin ich trotzdem dran? Wie halte ich die Bindung?

Deswegen fallen uns viele Leute weg, weil sie natürlich täglich auf LinkedIn, XING und von Headhuntern torpediert werden mit Angeboten.

Rolf Benzmann: Das Problem ist, du kommst ja vom Regen in die Traufe. Irgendein anderer klopft bei dir an, der dich überhaupt nicht kennt und nur froh ist, die Stelle irgendwie besetzt zu bekommen Du gehst dann halt dahin, hast ein bisschen mehr Gehalt, aber bist genauso unglücklich, wie vorher. Wie kann ich denn herausfinden, wo ich eigentlich hingehen sollte, wo eigentlich mein Potenzial liegt?

Frank Scheelen: Für mich ist das wichtigste die Berufung im Beruf zu finden. Und die meisten Menschen haben sich natürlich nie Gedanken gemacht, was sind eigentlich Ihre Talente, Ihre Stärken. Da habe ich ja auch ein Buch zu geschrieben.

Was ist meine Motivation? Was sind meine Werte? Was macht mir wirklich Spaß? Und das ist glaube ich das wichtigste für den Einzelnen, sich das zu überlegen und sich damit auseinanderzusetzen. Und für die Unternehmen ist es das Gleiche: Wer passt tatsächlich auch in den Job?

Ich habe das in meinem ersten Leben selbst erlebt, dass ich in eine Position gekommen bin, die mit meinem Stärken und Talenten überhaupt nichts zu tun hatte. Das war eine Controlling-Aufgabe. Spätestens um die Mittagszeit war ich total ausgepowert, energielos. Und wenn ich einen Job habe, der mir Spaß macht, dann bekomme ich sogar Energie und das ist eigentlich das, was wir mit dem Matching von Mitarbeitern und Unternehmern oder Positionen erreichen wollen.

Rolf Benzmann: Geht es denn unterm Strich auch darum, dass auf Seiten der Mitarbeiter und Führungskräfte eigentlich mehr Gefühlt gestattet werden sollte? Das man mehr Emotion auch wirklich im Berufsleben zulässt, als es bis heute Gang und Gebe ist – eben nicht?

Frank Scheelen: Ich gehe zu einem Unternehmen aufgrund von Image und Reputation. Ich bleibe in einem Unternehmen aufgrund der Führungskraft oder ich verlasse das Unternehmen aufgrund der Führungskraft. Und das hat nichts mit der fachlichen Ebene zu tun, das hat mit der menschlichen Eben zu tun.

Und das haben die wenigsten hier in Deutschland, das ist nicht so unsere Stärke: Emotionale Kompetenz, Sozialkompetenz und das ist eine der höchst bezahltesten Intelligenzen. Und darauf sollten auch wir mehr Fokus in der Führungskräfteentwicklung legen.

Rolf Benzmann: Und wie das ganz konkret funktionieren soll, da werden wir gleich in der Chefsache drüber sprechen.